i swim in a well
I SWIM IN A WELL ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem 1926 in Großbritiannien veröffentlichten Roman The Well of Loneliness von Radclyffe Hall. Die darin verhandelte Identitätssuche der Protagonist:in, dessen persönliches Empfinden und dessen Selbstwahrnehmung im Konflikt zu der sie umschließenden christlich geprägten, bürgerlichen Gesellschaft steht, ist paradoxerweise von Wortlosigkeit geprägt. Sprache, die als ein der Gesellschaft zu Grunde liegendes Netz verstanden wird, hat eine doppelte Gewalt: auf der einen Seite ein definierendes, abschneidendes Gefängnis, auf der anderen Seite ein sich claimable Raum, der zu eigen gemacht werden kann und somit eine neue Freiheit und Sicherheit erbringt. Die Werte und Ideale dieser Gesellschaft sind dabei nicht etwas Äußerliches, das auf die Protagonist:in wirkt, sondern seit Stunde Null etwas Verinnerlichtes. Es handelt sich nicht um den Konflikt eines geformten Menschen mit der Gesellschaft, sondern um die inneren Kämpfe eines sich formenden Menschen innerhalb einer sich formenden Gesellschaft. Den Fragen des eigenen Genders und der eigenen Sexualität können nicht in Isolation nachgegangen werden. Genauso wenig können sie isoliert von dem Wunsch nach Beziehungen betrachtet werden.
Textausschnitte aus The Well of Loneliness und aus James Baldwin’s Giovianni’s Room, der inhaltliche Parallellen aus einer männlichen Perspektive aufweist, sind in I SWIM IN A WELL verwoben. Die neuen Texte, die in der Arbeit entstanden sind, sind an die Erzählung der Progatonist:in angeknüpft und wurden durch eine heutige Perspektive ergänzt.
I SWIM IN A WELL (2020), für 5-8 Sänger:innen/Sprecher:innen, Zuspiel und Projektion